Donald Trump‘s Wahlsieg wirft Fragen an die Meinungsforschung auf

  1. Die erste Frage bezieht sich zweifellos auf die Genauigkeit von Vorhersagen der Demoskopen zum Ausgang einer Wahl. Die Meinungsumfragen während der gesamten US Präsidentschaftskampagne sahen Hillary Clinton vorne. Selbst bei den Befragungen am Wahltag führte Clinton noch.

    Es kann nur bedeuten, dass die Repräsentativität der Stichprobe nicht wirklich gegeben war. Der Begriff der „schweigenden Mehrheit“ beschrieb in der Vergangenheit die Gruppe der Gesellschaft, die unzufrieden war, aber gleichzeitig auch desinteressiert und unbeteiligt und deshalb gar nicht erst zur Wahl ging. Um eine Umfrage mit einer repräsentativen Stichprobe der Wählerschaft durchzuführen, musste man diese Gruppe gar nicht befragen, sie gingen ja eh nicht hin.

    Heutzutage bedeutet „schweigende Mehrheit“ offenbar, dass es eine Gruppe ist, die nicht an den Umfragen teilnimmt, aber sehr wohl zur Wahl geht. Weshalb ihre Stimmen in den Hochrechnungen nicht berücksichtigt sind, aber sehr wohl den Wahlausgang beeinflussen.

  2. Die zweite Frage, die den Marktforschern gestellt werden muss, ist die nach den Auswirkungen der Wahl auf die Marktforschungsbranche in den USA. Sollte es dem Wahlsieger gelingen, sein Versprechen wahr zu machen „to make America great again“ so dürfte die Zukunft rosig aussehen. Wirtschaftswachstum heißt immer auch mehr Nachfrage nach B2B Marktforschung. In Zeiten allgemeinen Wachstums möchten Unternehmen keine Chance verpassen und alle Potenziale erkennen. Dazu müssen Sie Ihre Kunden besser verstehen oder neue Märkte explorieren. Wir können also gemeinsam mit der amerikanischen Bevölkerung nur hoffen, dass ein funktionierendes Programm aufgelegt wird. Noch machen sich bei dieser Vorstellung starke Zweifel breit.

    Wenn der Wahlsieg bedeutet, dass die USA in Isolationismus und eine fortschreitende Spaltung der Gesellschaft driften, so kann das nichts Gutes für unsere Marktforscher-Kollegen bedeuten. Perspektivlosigkeit heißt, von der Zukunft nichts zu erwarten, also auch keine Fragen mehr zu haben, die die Zukunft betreffen.

Die Aufgabe der Marktforschung ist es geschäftliche Risiken zu minimieren, Unsicherheiten zu nehmen und Potenziale aufzudecken. Welcher Kandidat auch immer die Wahl gewonnen hätte, es hätte zunächst eine gewisse Unsicherheit mit sich gebracht. Wir wollen optimistisch sein und die Daumen drücken, dass die USA prosperiert, nachdem sie sich gefangen hat. Dann geht es allen gut.

 
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