Kopfrechnen ungenügend

Dass unsere Politiker sich verrechnen kommt leider allzu häufig vor. Sei es im Verteidigungsministerium (2015 verrechnete man sich dort bei einem Großauftrag um 2 Milliarden Euro), im Innenministerium (die Einschätzung der Flüchtlingszahlen in 2015 lag dramatisch daneben) oder im Verkehrsministerium, von wo wir bis heute noch keine glaubwürdigen Zahlen zu den voraussichtlichen Mauteinnahmen bekommen haben – die Liste ließe sich beliebig verlängern. Nicht nur in Deutschland. Ein besonders drastisches Beispiel für das Nichtvorhandensein des Rechen-Gens hat nun die britische Schattenministerin für Inneres der Labour Party, Diana Abbott, geliefert. Die behauptete letzte Woche im Radiointerview, dass die Anstellung von zusätzlichen 10.000 Polizisten 300.000 Pfund pro Jahr (ca. 354.000 Euro) kostet.

Der Interviewer war verwundert, 300 Pfund pro Polizist und Jahr schienen ihm zu niedrig. Frau Abbott rechnete nochmal nach und korrigierte sich, es seien wohl eher 80 Millionen Pfund. Der mathematisch offenbar versierte Interviewer ließ nicht locker und konstatierte, dass ein Jahresgehalt von 8.000 Pfund für einen Polizeibeamtem immer noch nicht realistisch sein. Das war der Moment in dem das Interview für Diane Abbott zum Desaster wurde. Sie wich aus, weg vom Gehalt, hin zur Anzahl der Neueinstellungen. Eigentlich wolle eine Labour-Regierung 25.000 zusätzliche Polizeikräfte pro Jahr über einen Zeitraum von vier Jahren einstellen, also 250.000 Polizeikräfte. Autsch. Dann korrigiert sie sich noch einmal selbst auf 2.250 Beamte, um sich am Ende für die falsche Zahl von 250.000 zu entschuldigen.

Natürlich ist es nicht einfach, unter dem Druck des Interviews zu stehen. Man muss sich weltmännisch und locker geben und gleichzeitig aufpassen nicht aufs Glatteis geführt zu werden.

Ein bisschen wie in der Marktforschung – die Ergebnispräsentation ist immer auch mit Anspannung verbunden – man muss ich souverän und locker geben und gleichzeitig gutes und richtiges Feedback auf die Fragen aus dem Publikum geben. Gut, wenn man dann seine Daten und Zahlen aus der Studie kennt und die Grundrechenarten beherrscht.

Vor einigen Jahren wurde Gordon Brown, der damalige britische Finanzminister, von Schulkindern in einer TV Sendung interviewt. Einer der Schüler fragte: „Wieviel ist 13 hoch 2?“ Ohne zu Zögern antwortete Brown: „169“. Beeindruckend! Seinen PR-Beratern, die die Sendung verfolgten, entfuhr ein Seufzer der Erleichterung. Einige Jahre später verkaufte der gleiche Gordon Brown den größten Teil der UK Goldreserven zu einem Zeitpunkt, als der Goldpreis auf dem niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre lag. Es ist ein schmaler Grat zwischen Genie und Dummbatz!

 
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