In dieser Woche widmen wir uns den Ergebnissen unseres COVID-19 Trackers im Hinblick auf den Umgang von Unternehmen mit technologischen Herausforderungen.
In vielen Volkswirtschaften hat die „Stay at home“-Direktive Unternehmen dazu gezwungen, auf Home-Office und Remote-Arbeit umzustellen. Infolgedessen ist die Wirtschaft mehr denn je auf Technologien angewiesen, um die sprichwörtlichen Räder der Industrie am Laufen zu halten. Microsoft gab kürzlich bekannt, dass die tägliche Nutzung seines Kollaborationstools „Teams“ im April um 75% gegenüber März gestiegen ist. Andere Akteure in diesem Bereich, wie Slack und Webex, haben ähnliche Entwicklungen gemeldet.
Aber wie reibungslos ist diese Entwicklung hin zum virtuellen Arbeiten für Unternehmen verlaufen? In unserer Studie haben wir Technologie-Entscheider nach ihrer Meinung gefragt. Was wir beobachten, ist ein steter Anstieg derjenigen die sagen, sie haben sich mit dem Thema in den letzten Monaten “extrem viel” befasst. In der vergangenen Woche sagte 56% dieser Zielgruppe, dass es ziemliche oder extreme Herausforderungen gab, 10% mehr als Mitte April:
Die folgenden Branchen haben sich als diejenigen herauskristallisiert, die in unserem bisherigen Untersuchungszeitraum die größten Probleme gemeldet haben:
- Energie- und Versorgungsunternehmen (74% „sehr“ oder „äußerst besorgt“)
- Tech und Telekommunikation (62%)
- Staatliche Organisationen & Non-Profit (60%)
- Bildungswesen (56%)
- Bau- und Ingenieurwesen (55%)
Es ist bemerkenswert, dass es sich, innerhalb der genannten Branchen eher um größere Organisationen handelt. Generell gaben in unserer Stichprobe größere Unternehmen gravierendere Probleme an: bei den Unternehmen mit 250+ Beschäftigten immerhin 57%. Im Vergleich dazu haben lediglich 44 % der Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten ernsthafte Bedenken geäußert. Die Agilität im Umgang mit den wichtigsten IT-Systemen scheint in größeren Unternehmen ein kritisches Thema zu sein.
Die Beobachtung und Verwaltung der Mitarbeiterproduktivität gehört zu den größten technologischen Herausforderungen
Was waren also die wichtigsten technologischen Herausforderungen für Unternehmen? Die nachstehende Tabelle zeigt die hauptsächlichen Probleme, die uns von den IT-Entscheidern gemeldet wurden. Es zeigt ein breites Spektrum von Problemen, von der Bereitstellung des IT-Supports über die Aufrechterhaltung der Informationssicherheit bis hin zur Möglichkeit, den Mitarbeitern geeignete Hardware zur Verfügung stellen zu können:
Die Frage der Verfügbarkeit von Hardware ist wahrscheinlich eine Frage des Budgets, aber auch der Verfügbarkeit von Lagerbeständen. Die erhöhte Nachfrage, verbunden mit der Produktionsunterbrechung in und Belieferung aus China und anderen Teilen Asiens ist nach wie vor ein Störfaktor. Berichten zufolge verfügen momentan selbst führende Technologieunternehmen wie Google über nicht genügend Laptops um Subunternehmer und neue Mitarbeiter auszustatten.
Zwei der drei wichtigsten Themen, über die berichtet wurde, stehen in engem Zusammenhang mit der Frage der Zusammenarbeit und der Mitarbeiterproduktivität. 31 % der Unternehmen, die mit IT-Herausforderungen konfrontiert sind, gaben an, es fehle an geeigneten Kommunikations- und Kollaborationswerkzeugen. Dazu gehören Technologien wie Remote File Sharing, Unified Communications Systeme und Web-Konferenzen. Und es scheint, dass dieses Problem erneut unverhältnismäßig stark von größeren Unternehmen wahrgenommen wird: Für Organisationen mit mehr als 250 Mitarbeitern waren „unzulängliche Tools für Kommunikation und Zusammenarbeit“ eindeutig das Problem Nr. 1, während es für KMUs zu den am wenigsten genannten Problemen gehörte.
Unsere Umfrage zeigt auch, dass Betriebs- und IT-Leiter Schwierigkeiten haben, die Mitarbeiterproduktivität aus der Ferne zu überprüfen. Jedoch stellen Arbeitnehmer die Situation wesentlich positiver dar. Jüngste Forschungsergebnisse von Salesforce zeigen, dass 86 % der Mitarbeiter ihre Produktivität als „ausgezeichnet“ oder „gut“ bezeichnen, während sie außerhalb des Büros arbeiten. 62 % stimmen zu, dass sie „bei der Arbeit jetzt genauso produktiv sind wie vor der Pandemie“. Diese Diskrepanz deutet möglicherweise auf ein beharrliches Misstrauen der Vorgesetzten gegenüber dem Home Office hin und auf eine gefühlten, unverwünschten Kontrollverlust.
Wir werden uns in den kommenden Wochen eingehender mit dem Thema Produktivität befassen.
Ressourcen zur Behebung der heutigen Technologiemängel: Ein gemischtes Bild
Für diejenigen Unternehmen, die derzeit mit schwerwiegenden technologischen Herausforderungen konfrontiert sind – immerhin mehr als die Hälfte – wird die Behebung dieser Mängel nur mit erheblichen finanziellen Ressourcen möglich sein. Da etliche Branchen derzeit eh schon hart zu kämpfen haben müssen Ausgaben aber gekürzt werden und es scheint, dass Ausgaben für Technologie dabei keine Ausnahme bilden. Obwohl die Technologie derzeit ein entscheidender Faktor für das Überleben der Unternehmen ist, gaben nur 32 % der Betriebe an, im letzten Monat eine (deutliche) Aufstockung ihrer Budgets erhalten zu haben. Tatsächlich bleiben für 42 % der Unternehmen die Technologiebudgets entweder unverändert oder wurden sogar gekürzt (siehe Diagramm unten):
Unsere Analyse deutet außerdem darauf hin, dass die Aussichten auf eine Erholung eng damit zusammenhängen, was jetzt in Technologie investiert wird. Demnach ist ein starker Anstieg des Vertrauens in die Erholung nach der Pandemie erst dann zu erkennen, wenn es sich um erhebliche Investitionen handelt – in diesem Fall um einen Anstieg von 50 % oder mehr des IT-Budgets. All dies deutet im weiteren Sinne darauf hin, dass Unternehmen in Zukunft radikaler über die digitale Transformation nachdenken müssen.
Wende zu digitalen Geschäftsmodellen: Großes Interesse, auch bei B2B-Unternehmen
Wenn wir über die unmittelbaren Herausforderungen hinausblicken, zeigt unsere Studie eine breite Übereinstimmung hinsichtlich der Notwendigkeit, in Zukunft vermehrt digitale Geschäftsmodelle einzuführen. 65 % der Entscheider in Unternehmen, die andere Unternehmen als Kunden haben (also B2B), sind sich einig, dass dies mittelfristig ein Muss ist. Darüber hinaus wird dies unabhängig von Unternehmensgröße und Region weithin anerkannt (siehe Grafik unten). Besonders ist auch, dass die Entscheider generationenübergreifend einen ähnlichen Standpunkt vertreten.
Die finanzielle Belohnung für die Umsetzung der digitalen Transformation – insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung digitaler Vertriebskanäle – wird heute deutlicher denn je: Was unsere Daten zeigen, ist, dass B2B-Unternehmen, die bereits in den digitalen Vertrieb investiert haben und die beabsichtigen, dies weiter auszubauen, bessere Gewinnerwartungen haben, insgesamt also optimistischer sind:
Wir bleiben am Thema dran – insbesondere mit der Frage, wie B2B-Unternehmen versuchen, ihr Customer-Service-Konzept in Folge der Pandemie neu zu definieren. Demnächst mehr.
Diese Ergebnisse stammen aus dem COVID-19 Tracker von B2B International. Die Grundlage bilden n=1.132 Interviews mit Entscheidern in KMU- und Enterprise-Firmen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den USA, Kanada, China, Singapur, Australien und Japan. Die Feldarbeit wurde vom 13.April bis 08.Mail 2020 durchgeführt