Industrie 4.0 in der Arbeitswelt: Der Kampf um den Arbeitsplatz der Zukunft

Durch die Entwicklung neuer Technologien und der voranschreitenden Automatisierung verändert sich auch die Arbeitswelt. Durch künstliche Intelligenz (KI) lernen Maschinen immer besser, kritische Entscheidungen selbst zu treffen. Diese Entwicklungen sind Teil des immer stärker werdenden Drucks nach mehr Effizienz und größeren Kosteneinsparungen in Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wohin wird uns das in Zukunft führen?

Zukunft der Arbeit

Experten sagen voraus, dass in den kommenden Jahren Millionen von Menschen durch Maschinen ersetzt werden. Häufig werden Vergleiche zur Industrialisierung gezogen. Die Entwicklung wird von vielen als Industrie 4.0 bezeichnet und als Fortschritt der ursprünglichen Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, der Entstehung der Industrie 1.0, angesehen. Doch trotz der damaligen anfänglichen Ängste, dass die Industrialisierung 1.0 viele Arbeitsplätze kosten könnte, verbesserte sich der Wohlstand des Großteiles der Bevölkerung, da sich Arbeitnehmer anpassten und neue Berufsfelder erschlossen. Doch wird es uns Arbeitnehmern der zukünftigen Industrie 4.0 genau so leicht fallen uns anzupassen? Wird es überhaupt noch Berufsfelder geben, die wir erschließen können?

Es gibt einige Gründe, warum es Arbeitnehmern diesmal voraussichtlich schwerer fallen wird.

1. Technologien entwickeln sich immer schneller.

Märkte ändern sich heutzutage durch den immer rasanteren technologischen Fortschritt schneller als je zuvor. Bereits in diesem Jahr sollen etwa autonome Lastwagen auf den Markt kommen, die Lkw-Fahrer in voraussichtlich 4 Jahren überflüssig machen werden. Wenn dieses Szenario in den USA zur Realität werden sollte, würden mehr als 3 Millionen Menschen ihren Job verlieren. Um neue Arbeit zu finden, müssten sie von Grund auf neu ausgebildet werden.

Allein an diesem Beispiel wird klar, welche fatalen Auswirkungen die Industrie 4.0 auf den Arbeitsmarkt haben könnte. Es ist nahezu unvermeidbar, dass solchen Veränderungen Aufstände in der Gesellschaft folgen werden. Die wirkliche Herausforderung wird jedoch sein, dass solche Veränderungen nicht nur isoliert auftreten werden, sondern branchenübergreifend und mehr oder weniger gleichzeitig, während Maschinen im Vergleich zum Menschen immer effizienter werden.

2. Menschen fehlt nach und nach das Alleinstellungsmerkmal.

Wann immer es in der Vergangenheit Veränderungen gab, änderte sich auch, welche menschlichen Fähigkeiten einen Mehrwert brachten. Die Menschen orientieren sich in Richtungen, die nicht von Maschinen bedient werden konnten. Mit jeder Revolution werden diese Nischen jedoch weniger. In einem Artikel von PwC heißt es, dass menschliche Arbeit momentan vor allem für ihre Entscheidungsfindung geschätzt wird sowie für ihre wissenschaftlichen (MINT), kreativen und interpersonellen Fähigkeiten (emotionale Intelligenz). Allerdings ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann künstliche Intelligenz auch diesen Vorteil aufholt. In der Industrie 4.0 wird daran gearbeitet, Entscheidungsprozesse nach und nach an Maschinen abzugeben. Auch in anderen Sektoren sind bereits ähnliche Entwicklungen zu erkennen.

Auf lange Sicht ist dieser Trend nicht nachhaltig, ohne dass grundlegende gesellschaftliche Veränderungen geschehen. Selbst kurzfristig sind Herausforderungen ersichtlich.

3. Die letzten Nischen werden kleiner.

Wenn manuelle Tätigkeiten und menschliche Entscheidungsfindung nach und nach von Maschinen übernommen werden, reduzieren sich die Tätigkeitsfelder vor allem auf wissenschaftliche Berufe (vor allem im den MINT-Bereichen; Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), sowie den Dienstleistungssektor. Die Umorientierung zu wissenschaftlichen Berufen ist für viele jedoch nicht ohne weiteres möglich. So ist ein Kraftfahrer nicht unbedingt in der Lage einen mathematischen Beruf zu erlernen und sich einfach umzuschulen. Dadurch wird es schnell zu einem starken Wettbewerb um Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor kommen. Dieser Trend lässt sich schon jetzt an der steigenden Anzahl von Cafés und Restaurants in Ballungsräumen beobachten. In China steigt bereits die Anzahl der Angestellten in Supermärkten, um einer steigenden Arbeitslosigkeit vorzubeugen.

Jedoch bringt die Konzentration auf Jobs im Dienstleistungssektor ihre eigenen Probleme mit sich: Stellen im Dienstleistungsbereich sind größtenteils dort vorhanden, wo Konsumenten wohnen, die die finanziellen Mittel haben, um die Leistungen in Anspruch zu nehmen. Jedoch steigen seit Jahren die Mieten in den Ballungsräumen so stark, dass es schwierig wird, eine bezahlbare Wohnung in der Nähe der Arbeitsstelle zu finden. Arbeitnehmer sind dadurch immer häufiger gezwungen ihre Lebensmittelpunkte an den Stadtrand zu verlagern. Pendelzeiten werden sich dadurch verlängern, bis schließlich ein Punkt erreicht sein wird, an dem das Pendeln zu lang und zu teuer wird. In San Francisco werden deswegen schon heute Dienstleistungen durch Roboter ersetzt. Das folgende Video zeigt ein Burger-Restaurant in San Francisco, in dem der Burger nicht mehr von Menschen, sondern von einer Maschine zubereitet wird. Obwohl das Video zeigen möchte, dass trotz Automatisierung noch menschliche Interaktion benötigt wird und Roboter sich durch Kosteneffizienz sogar positiv auf die Löhne auswirken können, wird doch klar, dass weniger Arbeitsplätze benötigt werden. Dadurch sinkt wiederum die Nachfrage nach Arbeitern im Dienstleistungssektor.

 

[Video nur in englischer Sprache verfügbar]

4. Auch hochqualifizierte Arbeitskräfte werden zu kämpfen haben.

Die Entwicklungen im Technologiebereich betreffen jedoch nicht ausschließlich einfache Tätigkeiten. Durch die schnelle Entwicklung von neuen Technologien ist auch die Expertise von gut ausgebildeten Arbeitskräften schnell veraltet. Nach einem Artikel von Deloitte gelten technische Fähigkeiten schon nach zwei Jahren als veraltet. Gleichzeitig gaben 37% der Arbeitskräfte an, in den nächsten 5 Jahren ihr Berufsfeld voraussichtlich wechseln zu müssen.

Und was bedeutet das nun alles?

Die beschriebenen Veränderungen zeigen ein eher düsteres Bild für die Zukunft des Arbeitsmarktes. Doch wie können wir uns auf die Zukunft vorbereiten?

Auswirkungen für Arbeitgeber

Zuerst einmal bedeuten die Entwicklungen eine gesteigerte Effizienz der Unternehmen. Durch Automatisierung kann wieder ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Entwicklungsländern generiert werden. Durch die Industrie 4.0 werden Lohnkosten für einfache, manuelle Tätigkeiten sinken. Gleichzeitig ist jedoch zu erwarten, dass Gehälter für Arbeitnehmer mit bestimmten Fähigkeiten, zum Beispiel im Bereich Cybersecurity, ansteigen werden. Dies basiert auf einer stark ansteigenden Nachfrage für solche Fähigkeiten und einer gleichzeitigen Knappheit an adäquat ausgebildeten Fachkräften. Auch die Kosten für Weiterbildungen können in diesem Zuge ansteigen. Insgesamt ist also zu erwarten, dass die Lohnkosten in der Zukunft konstant bleiben oder sogar steigen werden.

Durch die Knappheit an Arbeitnehmern mit bestimmten Fähigkeiten, bekommt die Zufriedenheit der Arbeitnehmer und die Verhinderung der ihrer Abwanderung eine immer höhere Bedeutung. Arbeitgeber werden hier immer mehr auf die Wünsche der Arbeitnehmer eingehen müssen.

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Kleinere Unternehmen können diese Hürden durch das Outsourcen von bestimmten Arbeitsprozessen meistern. Aber auch für größere Unternehmen wird sich in Anbetracht des Fachkräftemangels die Frage stellen, welche Prozesse weiterhin intern ablaufen sollen und welche extern vergeben werden sollten.

Ein weiterer zentraler Punkt wird das Investment in Technologien sein: In welche sollte das Unternehmen investieren? Welche Technologien sind ausgereift genug, um nicht in kurzer Zeit wieder überholt zu sein? Die Schnelligkeit, mit der neue Technologien auf den Markt kommen, macht diese Überlegungen zum einen immer schwieriger, zum anderen immer zentraler. Eine falsche Entscheidung kann gravierende Einflüsse auf den Unternehmenserfolg haben.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Heute ist noch nicht vorauszusehen, welche Bedeutung die genannten Veränderungen genau für die Gesellschaft haben werden. Unterschiedliche, teilweise konträre Trends, machen es unmöglich schon heute zu sagen, wohin sich die Arbeitswelt genau entwickeln wird.

Jedoch ist nicht alles nur negativ. Einige Zukunftsforscher erwarten, dass für jeden von uns in Zukunft mehr Zeit bleibt an Dingen zu arbeiten, die uns tatsächlich erfüllen, anstatt nur Mittel zum Zweck zu sein. Scott Santens zum Beispiel erwartet ein bedingungsloses Grundeinkommen, das es jedem erlaubt, ein angenehmes Leben zu führen. So könnte jeder von uns den präferierten Tätigkeiten nachgehen, ohne auf die finanzielle Komponente dieser Tätigkeit achten zu müssen. Momentan hört sich dies vielleicht noch nach Science-Fiction an. Doch wenn KI und Automatisierung weiter voranschreiten, wird ein solches Modell nicht nur nachhaltig möglich, sondern auch nötig.

 
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