Kann man sich unser heutiges Leben ohne Talkshows vorstellen? Kein Sender, ob hierzulande oder anderswo, der nicht mindestens eine Talk-Sendung im Programm hat. In den USA harrten Zuschauer bis spät am Abend vor dem Fernseher aus, um David Letterman zu sehen – und seit kurzem seinen Nachfolger Stephen Colbert. In Großbritannien schaltet man Graham Norton ein, wenn die Kinder zu Bett gegangen sind. Die Liste der Talkmaster in Deutschland ist ebenfalls ansehnlich: ob Maybritt Illner, Markus Lanz, Sandra Maischberger, Frank Plasberg oder Anne Will – sie alle versuchen Prominenten und Politikern Dinge zu entlocken, die man vorher noch nicht gehört hat. Was macht Talkshows nur so faszinierend?
Mal ganz ehrlich, wir mögen es doch ganz gerne, wenn der/die ModeratorIn ein bisschen Tratsch und Klatsch hervorkitzelt. Wenn die Teilnehmer mit dem „Faktencheck“ ins Schlingern gebracht werden oder interessante Enthüllungen ans Tageslicht kommen. Oft genug werden diese auch geliefert. Wie funktioniert das? Was macht einen guten Moderator aus?
Das A und O hierbei ist sicher eine fundierte Vorbereitung. Der Talkmaster und seine Redaktion müssen ihre Hausaufgaben vor der Sendung machen. Ohne das notwendige Hintergrundwissen zum Gast ist es nicht möglich, die wirklich drängenden Fragen zu stellen und an der richtigen Stelle nachzuhaken.
Ein guter Moderator muss Interesse für das Thema erkennen lassen. Welcher Interviewpartner mag sich schon einem vermeintlich uninteressierten Gesprächspartner gegenüber öffnen? Die Aufgabe des Moderators ist es, tiefer in das Leben des Gastes einzusteigen oder seine Äußerungen, die er an anderer Stelle gemacht hat, auszuleuchten um ihn gegebenenfalls damit zu konfrontieren. Er muss außerdem im Gespräch möglichst schnell Vertrauen aufbauen – das erscheint paradox, wird doch das Interview vor Millionen Zuschauern geführt.
Das alles ist exakt das gleiche wie in einem Interview in der B2B-Marktforschung. Der Interviewer muss bestens auf das Thema vorbereitet sein und sein Interesse für dieses Thema „rüberbringen“. Er muss in der Lage sein, schnell Vertrauen aufzubauen und so den Teilnehmer dazu bewegen, die Fragen offen und ehrlich zu beantworten.
In vielen Interviews gibt es nur zwei Unterschiede: sie finden (Gott sei Dank) nicht vor einem Millionenpublikum statt und sie werden über das Telefon durchgeführt. Aus diesem Grund spielt die Stimme des Moderators eine besonders wichtige Rolle, sie muss sozusagen die Körpersprache ersetzen. Eine angenehme Stimme und ein entspannter Tonfall signalisieren Ehrlichkeit und Aufgeschlossenheit und finden deshalb ein positives Echo.
Sicher funktioniert das nicht immer. Die Beispiele, in denen es Talkmastern nicht gelingt, ein gutes Gespräch in Gang zu setzen gibt es immer wieder. Vielleicht kennen Sie auch das „dösige“ Gefühl, das einen befällt, wenn es so richtig langweilig wird und sich das Gespräch wie Kaugummi zieht. Das liegt nicht immer am Moderator, an seiner Vorbereitung oder an seiner Stimme – mitunter will der Teilnehmer oder Gast auch einfach nicht mitmachen. Ein gutes Interview ist ein Gespräch, an dem sich beide Gesprächspartner aktiv und mit Offenheit beteiligen. Ob Talkshow oder B2B Interview.