Und dann war da noch …

Paul Romer, US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Chefökonom der Weltbank, hat kürzlich ein internes Kommuniqué an die Mitarbeiter der Bank verfasst. Er teilte Ihnen mit, dass das Wort „und“ in den Berichten, die sie erstellen, nicht mehr als 2,6% der Textmenge ausmachen dürfe. Paul Romer wird auch als Kandidat für den Wirtschaftsnobelpreis gehandelt – vor dem Hintergrund fragt man sich schon, was er sich wohl bei dieser eigenartigen „Arbeitsanweisung“ gedacht hat? Hat der Mann keine anderen Probleme?

Bei genauerem Nachdenken kommt man dahinter, dass der Hinweis so schlecht nicht ist. Die Ökonomen der Weltbank müssen mit ihren Texten Wirkung erzielen, einen Fokus setzen, wichtige Inhalte vermitteln. Wenn Sie in einem Bericht einen Punkt machen und dann noch einen und noch einen … geht die Wirkung des ersten Punktes verloren. Der Fokus verliert sich. Anstatt Herrn Romer Krittelei und Kontrollsucht vorzuwerfen, könnte man das Kommuniqué auch als Hilfestellung für seine Mitarbeiter verstehen, besser zu kommunizieren.

Unser Geschäft unterscheidet sich in diesem Punkt nicht sehr von dem eines Ökonomen einer Bank: wir möchten unseren Kunden die Ergebnisse einer Studie überzeugend vermitteln, die wirklich wichtigen Erkenntnisse von den „auch noch interessanten Insights“ trennen und unseren Kunden helfen, die richtigen Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten. Unsere Sätze müssen kurz sein. Unsere Botschaft muss klar erkennbar sein. Die nächsten Schritte müssen unmissverständlich aufgezeigt werden.

Wir werden in unserem internen sozialen Netzwerk auf der „How-To“-Seite keine Anleitung für die Nutzung des Wörtchens „und“ veröffentlichen – aber wir werden sicherlich dem Satzbau wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Aus Neugierde habe ich die meine beiden letzten Texte in diesem Blog überprüft: im Post über gute Moderatoren ist „und“ mit 3% vertreten – autsch. Im nächsten Text über Desk Research dann mit 2,1% – geht doch.

 
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