Wir Marktforscher „normieren“ oder gewichten gerne Daten. Damit ist gemeint, dass wir nach systematischen Fehlern (bias) suchen um sie zu eliminieren und zu einer unbeeinflussten Interpretation zu gelangen.
Im Medaillenspiegel von Rio kann man einige solcher systematischer Fehler ausmachen.
Beispiel: je größer die Bevölkerung einer Nation, desto größer die Möglichkeit erfolgreiche Olympioniken hervorzubringen. Oder der Wohlstand eines Landes: je wohlhabender, desto größer die Möglichkeit entsprechende Sportstätten und Ausrüstungen für seine Sportler zur Verfügung zu stellen.
Im Folgenden einige Beispiele für die Normierung der Ergebnisse von Rio.
- Im ungewichteten Medaillenspiegel sind die USA mit 121 Medaillen die klaren Gewinner, gefolgt von China mit 70 und Großbritannien mit 67 Medaillen.
- Gewichtung nach Wertigkeit der Medaille. Eine Goldmedaille zählt mehr als eine Bronzemedaille. Wenn man Gold als zweimal Silber bewertet und Silber als zweimal Bronze, dann ist die USA immer noch führend. Auf Platz 2 befindet sich Großbritannien vor China (dies entspricht dem offiziellen Medaillenspiegel).
- Gewichtung nach Bevölkerungsgröße. Wie schon gesagt, hat ein großes Land theoretisch einen unfairen Vorteil gegenüber einer kleinen Nation, die über ein geringeres Potential an Athleten verfügt. Bei diesem Ansatz wäre Grenada der Gewinner: mit einer Population von 100.000 und einer Silbermedaille wären das die meisten Medaillen pro Kopf der Bevölkerung (wen es interessiert: Kirani James im 400-m Lauf der Männer).
- Gewichtung nach der Anzahl der teilnehmenden Athleten. Je mehr Sportler in der Olympiamannschaft, desto größer die Chance auf Medaillen. Bei dieser Betrachtung würde Tadschikistan die Rangliste anführen (Nasarow Dilschod gewann eine Goldmedaille im Hammerwurf der Männer).
Wie man sieht, ist auch ein Risiko damit verbunden, die Gewichtung und Normierung zu weit zu treiben. Dies geht dann auf Kosten der Wahrheit und Klarheit. Natürlich sind die USA der Gewinner von Rio.
Lesen Sie mehr dazu in einem Artikel auf QUIRK’S, den unser Kollege Nik Werk verfasst hat.