Wer schießt die Tore im Business? Und sind CEOs ihr Geld wert?

CEO Fussball Gehalt

Die ganze Welt ist derzeit im Fußball-Fieber. Trotz der eher ernüchternden Leistung unserer Jungs innerhalb der ersten paar Spiele der Weltmeisterschaft (0:1 gegen Mexiko – Wer hätte das erwartet?!), freuen wir uns bei B2B International auf den weiteren Turnierverlauf. Vor kurzem veröffentlichte Statista eine Übersicht der diesjährigen Jahresgehälter der Trainer aller Nationalteams. Mit einem Jahresgehalt von 3.800.000 Euro steht Jogi Löw in diesem Jahr auf Rang 1 der Liste, dicht gefolgt von Brasiliens Nationaltrainer Tite mit 3.600.000 Euro (Quelle: Statista). Ein sehr ordentliches Gehalt, sollte man wohl meinen! Doch betrachtet man Jogi Löw’s Jahresentgelt mit dem eines Top-Managers, kann einem der gute Mann schon fast leidtun.
Evan Spiegel, CEO bei Snap Inc. (Betreiber der Image Messaging App Snapchat), verdiente im Jahr 2017 ganze 638 Millionen Dollar (≈571 Millionen Euro) – das 150-fache von Jogi Löw! Gut, Spiegel ist nun auch ein Extremfall. Jedoch erhält der durchschnittliche CEO eines Fortune 500 Unternehmens immer noch stattliche 13 Millionen Dollar im Jahr.
Ob Jogi Löw seine 3.8 Millionen wirklich verdient und es schafft die deutsche Nationalmannschaft zum erneuten Weltmeistertitel zu führen, steht noch in den Sternen. Doch wie sieht es in der Wirtschaft aus?

Sind CEOs wirklich ihr Geld wert?

Das durchschnittliche Gehalt eines CEOs ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Erhielt der Geschäftsführer eines FTSE Unternehmens vor einigen Jahren rund das 10-fache eines „normalen“ Mitarbeiters, ist das Verhältnis mittlerweile auf 1 zu 150 in die Höhe geschossen.
Die Rolle des CEOs ist es für sein Unternehmen neue Marktchancen auszumachen, Gewinne zu erzielen und den Wert des Unternehmens zu steigern. Glauben wir wirklich, dass die großzügigen Vergütungen für CEOs in diesem Zusammenhang hilfreich sind? Es steht außer Zweifel, dass die Führungsetage eines Unternehmens einen gewaltigen Unterschied ausmachen kann. Dennoch, vor allem in großen Unternehmen, ist der Vorstand im Endeffekt auch nur ein Team, das zum allgemeinen Geschäftserfolg beiträgt. Unter dem „Team Vorstand“ befinden sich eine Vielzahl weiterer Teams; „Team Operational Management“, „Team Marketing“, „Team Vertrieb“ und etliche weitere. Sie alle sind Teil des großen Ganzen und leisten ihren Beitrag.
Die Leistung eines einzelnen Teammitglieds zu erfassen ist nahezu unmöglich. Doch dass ein Team in den meisten Fällen für einige Zeit auch gut ohne ein Mitglied zurechtkommt – auch wenn es sich bei dem Mitglied um den CEO handelt – ist wahrscheinlich. Nachdem Antonio Horta-Osono, der damals neu ernannte CEO der britischen Lloyds Bank, nach 8 Monaten krankheitsbedingt ausfiel, kam der Konzern auch gut einige Monate ohne einen CEO klar.
Ironischerweise ist die unausgewogene Gehaltsverteilung vor allem in großen Konzernen auffallend. Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) können es sich schlichtweg nicht leisten ihren CEOs viel mehr zu zahlen als ihren Senior Managern. Bei ihnen liegt das durchschnittliche Gehaltsverhältnis von CEO zu Mitarbeitern noch immer bei rund 1 zu 10 – und das obwohl ein CEO in einem kleineren Unternehmen einen weitaus direkteren Einfluss auf die täglichen Geschäftsabläufe hat.
Ähnlich wie ein Nationaltrainer gibt der CEO in einer kleinen oder mittleren Firma den Ton vor, arbeitet täglich länger als jeder andere und trägt die gesamte Verantwortung. Der CEO eines großen Konzerns bestimmt ebenfalls die Richtung der Tätigkeit der vielen Hundert Mitarbeiter, jedoch ist sein direkter Einfluss erheblich schwächer. Die Einflussnahme ist eben nirgendwo so sichtbar und entscheidend, wie es bei den kleineren und mittleren Unternehmen der Fall ist. Und doch scheinen die Hierarchien geradezu zur Zahlung von exorbitanten Vergütungen zu ermutigen.
Michael Cooper von der University of Utah’s David Eccles School of Business führte 2014 eine Untersuchung unter den 1.500 größten Unternehmen durch. Dabei fand er heraus, dass 5% der CEOs mit den höchsten Vergütungen 15% weniger Leistung erbringen mussten als ihre Kollegen und Kolleginnen. Lassen wir das einmal auf uns wirken – je mehr sie bekommen, je geringer ist die Leistung! Eine Erhebung des britischen Ablegers des CFA Institute (Association Of Investment Professionals) fand heraus, dass 350 CEOs der FTSE Unternehmen sich innerhalb der letzten 13 Jahre über Vergütungserhöhungen von 82% freuen durften, was im Gegenzug nur zu einer Rendite von 1% auf das investierte Kapital führte. Das ist eine unglaublich hohe Belohnung für solch ein bescheidenes Ergebnis.
Das Problem scheint demnach offensichtlich: je mehr jemand bekommt, je besser glaubt er zu sein. Die Höhe der Gehälter steigt ihnen zu Kopf. Sie werden zu selbstherrlich und selbstgefällig im Zusammenhang mit ihren Entscheidungen und beginnen an ihre eigene Werbung zu glauben. Cooper fand ebenfalls heraus, dass die meisten Fehlentscheidungen in der Regel im Zusammengang mit Unternehmensfusionen und -übernahmen stattfinden.

Fazit

Haben Konzernchefs solch exorbitante Gehälter nun verdient? – Wohl eher nicht! Unsere Kritik gilt hier nicht der Vergütung, die Leute für das was sie leisten erhalten. Wir alle leben von unseren Gehältern für unsere Arbeit. Fußballer verdienen ein Vermögen, aber wenn die Leistung sinkt, sitzen sie schnell auf der Ersatzbank und stehen zum Verkauf. Jogi Löw wird seinen Posten garantiert auch nur behalten können, wenn er es schafft sein Team mindestens in das Viertelfinale einziehen zu lassen. Und Entertainer erhalten viel Geld aber nur solange sie die Aufmerksamkeit der Massen anziehen.
Solche Menschen können sich nirgendwo verstecken. Hingegen ist das Problem mit den hochbezahlten CEOs , dass sie zwar wie Fußballer, Nationaltrainer und Entertainer bewertet werden, aber die Tore in der Regel nicht selber schießen. Ihre Vergütungspakete entsprechen eben nicht ihrer persönlichen Leistung und auch nicht ihrer Verantwortung. Extrem hohe Vorstandsgehälter sind ein Problem, dass unglücklicherweise im Laufe der vergangenen 30 Jahre entstanden ist und das wir, so wie es aussieht, so schnell nicht mehr los werden.

 
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